Das Programm des Landesjugendorchesters NRW unter dem Titel „liberté“ verbindet zwei der bekanntesten Werke Beethovens mit zwei wichtigen Ereignissen des Orchesters: sein 50 – jähriges Bestehen und eine Konzertreise nach Frankreich.
Beginnend mit Beethovens Violinkonzert präsentiert die Solistin Mira Foron eines der anspruchsvollsten Werke der Literatur für Violine und Orchester. Komponiert wurde das Konzert für Franz Clement, erlangte allerdings erst später durch die Aufführung von Joseph Joachim mit Felix Mendelssohn Bartholdy als Dirigenten an Bekanntheit. Ein Grund für diese anfängliche Ablehnung liegt in den Neuerungen, die dieses Stück mit sich bringt. So fällt zum einen die Orchestereinleitung viel länger aus, als es bisher üblich war, aber auch die Gesamtlänge des Stückes hat Beethoven ausgedehnt. Klanglich erinnert die Musik an Jagdthemen, aber auch an einen Marsch oder eine Revolution, wenn man z.B. an die Paukenschläge am Anfang des ersten Satzes denkt. Für den Komponisten selbst gilt dieses Werk ebenfalls als eine Besonderheit, da es das einzige Solowerk ist, welches nicht für das Klavier geschrieben wurde.
Eine Neuerung von Seiten des Landesjugendorchesters bildet die in Auftrag gegebene Kadenz des Komponisten Faz?l Say. Ähnlich wie Beethoven äußert er seine Meinung zu den Idealen der aktuellen politischen Situation und erlebte durch das Veröffentlichen seiner Meinung eine ungerechtfertigte Einschränkung seiner Freiheit. So war es in Anbetracht des Titels „liberté“ eine logische Schlussfolgerung, Fazil Say in dieses Programm miteinzubeziehen.
Mit dem zweiten Stück, der „Eroica“ schwenken wir in unser Nachbarland und Reiseziel, welches bei der Entstehung ebendieser Sinfonie eine wichtige Rolle spielt. Beethoven war ein Befürworter der Ideale der französischen Revolution und nannte das Werk daher „Bonaparte“, revidierte ihn jedoch aufgrund der Kaiserkrönung Napoleons zu dem heute bekannten Titel. Interessant dabei ist, dass es infolge dieser Entscheidung nicht auch zu einer Änderung der Sinfonie an sich kam. Im Hinblick auf die Gestaltung der Musik bricht Beethoven allerdings mit den bis dato geltenden Konventionen, was Parallelen zu den politischen Geschehnissen dieser Zeit aufweist: So lässt sich an einigen Stellen nicht klar erkennen, welches Metrum bzw. Taktart der Musik zugrunde liegt. Vor allem im dritten Satz überrascht Beethoven mit einem Scherzo anstelle des bisher üblichen Menuetts. Daher gilt die „Eroica“ auch als wegweisend von der Klassik in Richtung der Romantik.