Kaum ein anderes Werk spiegelt den Weg durch die Nacht zum Licht so deutlich wie Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 5. Für Musikkenner ist das unter anderem der…
Kaum ein anderes Werk spiegelt den Weg durch die Nacht zum Licht so deutlich wie Ludwig van Beethovens Sinfonie Nr. 5. Für Musikkenner ist das unter anderem der Tatsache geschuldet, dass die Sinfonie von der eher düsteren Tonart c-Moll in ein strahlendes C-Dur mündet. Viele sehen in diesem Wechsel der Tonarten ein musikalisches Sinnbild für Niederlage und Triumph im menschlichen Schicksalskampf. Doch auch wer die Tonarten nicht kennt, der spürt beim Hören der vier Sätze, dass hier eine aufwühlende Reise durch die Höhen und Tiefen menschlicher Empfindungen stattfindet. Das bedeutende Werk des Bonner Komponisten beschließt den Konzertabend mit einer hoffnungsfrohen Botschaft und eben jenem triumphalen C-Dur.
Davor aber stehen drei andere Werke auf dem Programm, deren Charakter und Tonsprachen sehr unterschiedlich sind. Der Komponist Carl Maria von Weber hat seine Ouvertüre zur Oper „Der Freischütz“ selbst als „Freischütz in nuce“ – als „komprimierten Freischütz“ bezeichnet. Alle Höhen und Tiefen, die der Held erlebt, sind in der Ouvertüre musikalisch angedeutet und alle wichtigen Motive und Melodien werden hier bereits verwendet: Das drohende Unheil auf dem Weg zur Wolfschlucht, in der der Protagonist dem Bösen begegnet, die gespenstische Stimmung in der Schlucht und die Gefahr des Dämons und schließlich – wie ein Gegengift – die Erlösung und ein rettendes C-Dur. Somit führt der Weg durch die gleichen Tonarten wie in Beethovens Sinfonie Nr. 5. Weber schrieb die Ouvertüre erst, nachdem die ganze Oper fertig komponiert war, und setzte sie bewusst als Zusammenfassung der Geschichte an deren Anfang. Der Freischütz Max ist aus Angst vor dem Verlust seiner Geliebten bereit, dem Teufel seine Seele zu verkaufen und wird am Schluss durch seine Reue vor der Strafe bewahrt. Webers Ouvertüre zeichnet Max’ Weg durch das Dunkel ins erlösende Licht.
Johannes Schöllhorns Stück „Skima“ ist eine Auftragskomposition des Landesjugendorchester NRW. Das Stück wurde zum 50. Geburtstag des Orchesters geschrieben, kam jedoch aufgrund der pandemischen Lage in 2020 nicht zur Uraufführung. Die wird nun im Rahmen der Tournee durch Bayern nachgeholt. Der Titel des Stücks stammt aus dem Japanischen und beschreibt einen schmalen Lichtstrahl, der in einen dunklen leeren Raum fällt. In „Skima“ hören wir leise Akkorde, zögerlich und diffus wie dünne Lichtstrahlen, einander ablösend und verlöschend. Dazwischen fahren kurze und unberechenbare klangliche Attacken, die den Fluss des Lichtes zu zerreißen drohen. Johannes Schöllhorn ist Professor für Komposition und Leiter des Instituts für Neue Musik an der Musikhochschule Freiburg. Seine Werke werden u.a. vom WDR Sinfonieorchester, vom DSO Berlin, dem Philharmonia Orchestra London sowie vom Ensemble Musikfabrik und dem Klangforum Wien aufgeführt.
Vor der Konzertpause erhebt uns Schumanns „Konzertstück für vier Hörner“ in eher euphorische Stimmung. Hochvirtuoses Können ist gefragt und vor allem die Stimme des ersten Horns gleicht einem Drahtseilakt ohne sicheren Boden. Das Ventilhorn war gerade neu erfunden worden, als Schumann sein Konzertstück schrieb, und er hat dessen spieltechnische Möglichkeiten mit Begeisterung ausgereizt. Vier Solisten, allesamt Studierende der Hochschule für Musik und Tanz in Köln, stellen sich der anspruchsvollen Partitur und präsentieren die ganze Bandbreite der klanglichen Möglichkeiten ihres Instruments. Von stolzen Fanfaren über weiche Melodien mündet das Konzertstück in eine schwungvolle Fröhlichkeit. Und auch das Thema Jagd –im Freischütz elementar – kommt in Schumanns Stück atmosphärisch zum Tragen.
Carl Maria von Weber | Ouvertüre zur Oper "Der Freischütz"
Johannes Schölllhorn | "Skima" (Uraufführung)
Robert Schumann | Konzertstück für 4 Hörner op. 86
Pause
Ludwig van Beethoven | Sinfonie Nr. 5 op. 67
Landesjugendorchester NRW
Horn:
Johanna Bergmann
Karsten Hoffmann
Frank Monster
Clara Schuricht
Leitung:
Sebastian Tewinkel
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